Beginnend mit meiner Internetseite www.eye.de habe ich Ende des Jahres 2007 mit der schrittweisen Optimierung für die Suchmaschinen - vor allem Google - angefangen. Ich hatte zwar viel Widersprüchliches gelesen, aber doch nur eine ungefähre Vorstellung davon, worauf es wirklich ankommen würde. Meine Homepage war noch "auf die alte Art" für Suchmaschinen optimiert (d.h. hauptsächlich mit Meta-Tags), was früher durchaus funktioniert hat, aber nach und nach immer weniger.
Ich hatte mit eye.de damals eine scheinbar sehr gut besuchte Homepage, die aber trotzdem seltsam regungslos war. Eines meiner ersten Anliegen lag deshalb darin, diesem Widerspruch auf die Spur zu kommen. Genauere Auswertung der Logfiles zeigte dann, dass ein großer Teil des Traffics nicht wirklich Besucher waren, sondern nur in einem älteren Forum auf dem Server entstand, indem automatisiert dort Mailadressen gesammelt wurden. Nachdem ich da einen Riegel vorgeschoben hatte, ging die jetzt angezeigte Besucherzahl um rund 60% zurück.
Weitere Analyse zeigte bald, dass viele Besucher nur reine Bildersammler waren, also gezielt Fotos kopiert und gespeichert haben. Es liegt auf der Hand, dass ich davon auch keinerlei Nutzen hatte. Um besser abschätzen zu können, wo überhaupt etwas passiert, das interessant für mich sein könnte, habe ich Zugriff auf die Bilder weniger kopierfreundlich gestaltet, so dass das reine Bildersammeln einfach mit mehr Arbeit verbunden ist - und schon ging auch diese Zahl deutlich zurück.
Nach diesen Maßnahmen wurde schon wesentlich besser sichtbar, was - außer den Galerieseiten natürlich - auf meiner Homepage Aufmerksamkeit findet und was auch bereits Google wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte. Das waren Mitte 2008 vor allem die damals noch eigenständigen Photoshop-Tipps (inzwischen Teil der Gratis-Tutorials).
Suchmaschinen-Optimierung ist oft ein Kompromiss zwischen dem, was man im Idealfall »jetzt eigentlich« tun sollte und dem, was die verfügbaren Mittel erlauben (wenn man's selber macht, ist oft die begrenzte Zeit der limitierende Faktor). Der richtige Weg ist in diesem Fall: Schwerpunkte setzen und sich nicht planlos verzetteln!
Ich habe früher selber lange Zeit dazu geneigt, immer mehrere »Baustellen« nebeneinander in Arbeit zu haben, obwohl realisitsch betrachtet schon für zwei die Zeit hinten und vorne nicht gereicht hat.
Man möchte sich dagegen wehren, denn schnell wird klar, dass bei diesem Vorgehen sicher auch das eine oder andere »Lieblings-Baby«, das einem besonders am Herzen liegt, weit hinten landet. Das ist traurig, wird aber wohl einen Grund haben: Vermutlich haben Sie diesem Punkt ganz realisitsch keine höhere Wichtigkeit zugeordnet, weil es die aus der Perspektive des Users gesehen wahrscheinlich auch wirklich nicht hat. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, das jetzt eben doch noch einmal neu zu sortieren.
Höchste Priorität bekam damals bei mir die schrittweise Neugestaltung der Navigation. Man sah meiner Homepage deutlich an, dass es eine nach und nach zusammen getragene Sammlung recht verschiedener Komponenten war. Weil es keine durchgehende Systematik für die Navigation gab, »stieg man in die Tiefe« des einzelnen Teilbereichs und bekam nur ahnungsweise etwas davon vermittelt, was es sonst alles noch für Inhalte auf der Homepage gab. Keine Frage: Das war schlecht gemacht und dringend verbesserungsbedürftig!
Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Ihre Navigation verbessert werden muss, überstürzen Sie deshalb nichts. Die neue Navigation ist nur dann wirklich besser, wenn Sie klar benennbare Vorteile aufzählen können, die der User auch in ihrem Sinn erkennt. Das ist aber längst nicht so selbstverständlich, wie es sich auf die Schnelle liest. Sie selbst kennen schließlich Ihre Absicht. Der Besucher Ihrer Seiten ist da schon in deutlich schlechterer Position: Er findet plötzlich etwas Vertrautes nicht mehr am vielleicht nicht optimalen, aber immerhin vertrauten Platz. Der Umstieg auf die neue Navigation sollte deshalb so mühelos und intuitiv wie möglich sein.
Die ideale Reaktion auf die Änderung lautet ungefähr: "Oh, da ist ja was anders. - Na endlich, warum eigentlich nicht gleich so, ist ja viel übersichtlicher geworden!"
Eine verbesserungswürdige Navigation hängt meistens damit zusammen, dass die Homepage deutlich gewachsen ist. Besonders oft ist das der Fall, wenn die bisherige Navigation oben quer angeordnet ist. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das Herz an gerade dieser Lösung hängen kann und man nach Auswegen sucht, wie man das doch weiter so beibehalten kann. Auch wenn Sie jetzt noch mit etwas Trickserei aus dieser Klemme heraus kommen, ist es nur eine Frage der Zeitchten Sie darauf, dass es ncht nur eine Frage der Zeit ist, bis das gleiche Problem wieder auftritt. Ich habe auf www.eye.de ja auch eine Navigation oben quer und möchte darauf nicht verzichten. Sie sehen aber, dass meine Navigation zwei Ebenen hat: die Oberthemen (quer) und die Einzelthemen (links senkrecht).
Die Navigationsleiste oben quer dürfte auch langfristig kaum Platzprobleme kriegen, da die Zuordnung flexibel ist: Wenn wirklich ganz neue Themen dazu kommen sollten, die unbedingt nach oben gehören, kann z.B. die Kategorie »Fotografie« problemlos »Dias belichten« und »Infrarot« mit aufnehmen, ohne dass das jemand als unlogisch empfinden wird - und schon wäre Platz für zwei weitere Oberthemen geschaffen.
Ob Sie es nun wollen oder nicht: Google wird schon bald damit beginnen, dass Suchbegriffe nicht auf die Startseite Ihrer Homepage verweisen, sondern direkt auf die Unterseite, die (nach Meinung von Google!) besser passt. Weil natürlich das meiste automatisert abläuft, ist dieser Verweis nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Es liegt aber viel an Ihnen, ob hier das passiert, was Sie gerne haben möchten, oder eben nicht.
Das hört sich leichter an als es in der Realität ist. Es ist oft eine Frage der besten Stückelung der Information (diese Seite hier ist schon seeeehr lang!). Vermeiden Sie es auf jeden Fall, in so kleine Häppchen auf mehrere Seiten zu stückeln, dass der User im ungünstigen Fall bei einer Seite landet, die was mitten heraus gepickt präsentiert ohne richtigen Zusammenhang.
Wie auch immer: Man kann es lernen. Es ist eine Sache der Aufmerksamkeit und des Mitdenkens; kein Zauber-Kunststück nötig!
Die Idee dahinter ist natürlich nicht abwegig: Google möchte so zielgerichtet wie möglich die Suchanfragen weiterleiten und sucht deshalb nicht die oft sehr allgemein gehaltenen Startseiten der Homepages, sondern direkt die Seiten, die schon sehr konkrete Information zum eingegebenen Suchbegriff bieten. Auf folgende Weise profitieren Sie davon:
Sie sehen jetzt sicher, dass das keine Geheimwissenschaft ist. Es sind ganz einfache Regeln, an die sich jeder halten kann, dem an Suchmaschinen-Optimierung etwas gelegen ist.
Der Tunnelblick auf möglichst gute Platzierung bei den Suchabfragen führt in eine Sackgasse.
Ganz egal, ob Sie mit Ihrer Homepage ein konkretes geschäftliches Interesse verfolgen oder es nur ein Hobby-Projekt ist: Sinn macht das alles nur, wenn Sie die Besucher Ihrer Homepage im Auge haben; wenn Ihre Seiten Selbstzweck sind, hätten Sie wahrscheinlich besser ein Tagebuch geschrieben.
Machen Sie sich bewusst, dass die Suchmaschinen-Optimierung nur ein Mittel zum Zweck ist. Dieses Mittel wird dafür eingesetzt, dass Ihre potenziellen Besucher überhaupt etwas davon erfahren, dass es Ihre Homepage überhaupt gibt, denn sonst war schon der allererste Schritt eine Bauchlandung.
Je mehr Ihre Homepage nach einiger Zeit bei Google Fuß gefasst hat und bei sinnvollen Suchbegriff-Kombinationen auch gefunden wird, umso mehr sollte sich Ihr Blick den Menschen zuwenden, die Sie mit Ihrer Homepage ansprechen wollen.
Nehmen wir mal an, Ihre Suchmaschinen-Optimierung war ganz hervorragend, so dass Sie schon bald eine Menge Besucher pro Monat haben. Damit Sie davon etwas profitieren, ist es wichtig, dass diese Besucher Ihre Seite nicht gleich wieder weg klicken - uninteressant, da komme ich nicht wieder. Interessant ist deshalb die Auswertung, wie lange sich die Besucher auf Ihrer Homepage aufgehalten haben.
Vergleichen wir mal diese beiden Auswertungen von zwei verschiedenen Homepages. Die linke hat fast 3/4 Besucher, die weniger als 30 Sekunden geblieben sind - also auf den ersten Blick eher enttäuschend. Man sollte mit Erklärungen nicht voreilig sein (der Effekt kann z.B. auch daher kommen, dass die Seite relativ oft aktualisiert wird und deshalb viele Stamm-Besucher mal kurz nachsehen, ob es was neues gibt), aber Tatsache ist, dass bei dieser Homepage nur jeder 5. Besucher länger als zwei Minuten bleibt, während es bei der anderen Homepage rund jeder 3. Besucher ist. Eine nicht ganz abwegige Vermutung wäre: Die rechte der beiden Seiten scheint also eine merklich höhere »Ausbeute« zu haben. Das dort Gebotene scheint für viele einen so hohen Informationswert zu haben, dass sie lange bleiben.
Wie gesagt, bevor man etwas behauptet, sind genauere Untersuchungen nötig. Für uns ist das aber momentan nicht wichtig. Das Beispiel soll nur zeigen: Die Zahl der Besucher für sich allein genommen ist kein ausreichend verallgemeinerbares Maß.
Das vorige Beispiel hat schon gezeigt, an welcher Stelle weitere Fragestellungen sinnvoll ansetzen können. Wären Sie zum Beispiel zufrieden damit, wenn fast 3/4 Ihrer Besucher nur einen schnellen Blick auf Ihre Seite werfen? Bedenken Sie, dass dieser Homepage durch die insgesamt wesentlich höheren Zugriffszahlen trotz dem hohen »Streuverlust« aber in der Summe immer noch mehr Langzeit-Besucher bleiben als der anderen vorgestellten Homepage. Sooo schlecht ist das dann wohl nun auch wieder nicht!
Ich versuche schon lange meinen Blick bevorzugt auf Verhalten und Interessen meiner Homepage-Besucher zu richten, um hier eine möglichst gute Übereinstimmung zu erreichen. Damit meine ich nicht, dass man sich zum »Hampelmann« der User machen soll. Es macht aber Sinn, dass man einen Eindruck zu bekommen versucht, ob die aktuellen Besucher der Homepage wohl ungefähr auch die sind, die man tatsächlich ansprechen möchte. Man sollte natürlich keine Wunder erwarten: Das Internet bietet nur im absoluten Ausnahmefall eine ausgewogene Kommunikation in zwei Richtungen. Das typische Merkmal einer Homepage besteht ja gerade darin, dass der Betreiber der Homepage ein Angebot macht, das die User ganz nach Lust und Laune annehmen oder nicht.
Daran werden Sie nicht viel ändern können, solange es sich um eine konventionelle Homepage handelt und nicht um ein Forum o.ä. Es wird deshalb immer einen größeren Teil der Besucher geben, die nicht lange bleiben (60% sind schon ein überdurchschnittlich guter Wert, der nicht leicht zu erreichen ist). Viel ist leider Rätselraten und Probieren. Das heißt aber noch nicht, dass man deshalb nur auf eine Zahl wie Suchmaschinen-Ranking achten und den Mensch, der die Homepage aufruft, nur unter ferner liefen beachten soll!